Philosophie

Kari Joller

Meine Arbeiten haben grundsätzlich immer etwas mit der Natur zu tun. Die Elemente bilden die Grundlage für die Existenz von Leben überhaupt. Körper und Seele sind mit diesen Energien untrennbar verbunden und ich kann mich ihrem Einfluss nicht entziehen. Schon vor der Geburt nimmt das Kind unbewusst über die Sinne wahr, deren Einfluss später für das Leben prägend sein können. Was wir mit unseren Sinnen wahrnehmen, beeinflusst, steuert und gestaltet unser ganzes Leben. Sie sind mitverantwortlich für die Entwickelung unserer Persönlichkeit. Unsere Sinne sind der Antrieb für all unser Tun. Ohne Sinne sind wir unweigerlich von der Mitwelt getrennt und unfähig, Kontakt aufzunehmen und zu reagieren.
Die Kräfte, die gestalterisch wirken, nehmen wir täglich innerhalb und ausserhalb von uns wahr. Zwischen Innen und Aussen fliessen ständig Energien. Aufnehmen und Abgeben, dieses Pulsieren ist das Grundprinzip des Lebens. Es drängt uns weiterzugehen, bewegt zu sein, mitzugehen mit den gesetzmässigen Abläufen.

Dieses Pulsieren ist auch der Antrieb für meine gestalterische Arbeit. Die Bilder entwickeln sich aus einer bewusst und intensiv gelebten Beziehung zur Natur. Es sind Antworten oder Wandlungen, die aus dem Prozess der Naturerfahrungen entstehen. Es sind Seelenlandschaften, die aus mir herauswachsen und mir zeigen, wo ich mich aufhalte, in was für einem Thema ich mich bewege. Meine Arbeiten entspringen dem Versuch, Das Gleichgewicht zwischen Grenze und Freiraum, Geborgenheit und Offenheit, Transparenz und Verdichtung, Innen und Aussenwelt, Das Gleichgewicht zwischen Fläche, Raum und Gerüst, an dem ich mich halten und orientieren kann, zu finden. Es entspringt den gleichen Mustern, denen wir im Leben immer wieder begegnen.
Die Objekte sind ebenfalls Antworten auf Naturerfahrungen. Mit Antworten meine ich nicht die Reaktion auf eine bestimmte Frage. Es ist eine Weiterentwicklung des Gedankens, der in der ursprünglichen Form, Bestimmung und Gesetzmässigkeit des Materials liegt. Das heisst die Funktionalität, die ihm innewohnt und mir bestimmte Aussagen vermittelt, die auch in meiner eigenen seelischen Struktur Gültigkeit haben. Ich richte das Material, um der Idee die gewünschte Form zu geben, verbinde es miteinander, um die Aussage zu ergänzen und installiere die meist in der freien Natur entstandenen Objekte an ganz bestimmten Orten, an denen sich eine Art Austausch oder Wandlung vollzieht. Unter Wandlung verstehe ich nicht die Veränderung der äusseren Form. Ich meine damit die Umwandlung von sichtbaren in psychische Kräfte. Die Objekte nehmen Bezug auf das Umfeld. Sie bilden Transmitter zwischen sichtbaren und unsichtbaren Energien, die zwischen BetrachterInnen hin- und herschwingen.
Im Eigentlichen geht es in meiner Arbeit um die verfeinerte, direkte Wahrnehmung der Natur, die über die Sinne in unser Bewusst- und Unterbewusstsein fliesst und für unsere Befindlichkeit mitverantwortlich ist. Diese Wahrnehmung trainiere ich vor Allem während längeren Arbeitsaufenthalten in der Abgeschiedenheit der Natur, bei denen ich mich ganz den Gesetzmässigkeiten der Elemente ausliefere. Dabei erfahre ich immer wieder, dass die gewählten Landschaften Spiegelbilder seelischer Wünsche und Sehnsüchte sind, die im Moment des ganzheitlichen Erlebens gestillt werden.