Die Kraft gestalteter Natur Eigentlich muss das gar nicht sein: die Natur gestalten. Schließlich ist sie von sich aus schön und ansehnlich kunstvoll. Und doch lässt sich das Eingreifen des Menschen als Teil des Ganzen mitzuwirken, Landschaften ein anderes Gesicht zu verleihen, gut begründen. Die Beispiele des Autors Kari Joller in seinem Buch sind eben so eine Begründung. Seine Empfindungen und Erfahrungen in und mit der Natur, insbesondere die Begegnung mit den Elementen drückt er in ungewöhnlichen, teils skurril anmutenden Gebilden und Objekten aus. Er stellt sie stets in den direkten Zusammenhang des Geschehens. Oftmals geradezu unscheinbar, kaum zu bemerken werden sie bedeutungsschwanger und ausstrahlungsgewichtig, wenn man sie sich näher betrachtet, sich mit ihnen und vor allem ihrem Standort und dem dort vorherrschenden Geschehen auseinandersetzt. Anzeige Plötzlich fangen die Gebilde zu wirken, zu erzählen, ja geradezu zu leben an. Manchmal findet man Antworten auf nie gestellte Fragen, bisweilen aber auch Fragen zu lange unbedachten Antworten. Das ist der Reiz und die Kraft der kunstvollen Naturobjekte, die stets als die Natur ergänzende Skulpturen aus dem Nichts auftauchen und sicher oft nach kurzem temporären Sein in der Vergänglichkeit wieder verschwinden. Die tagebuchartigen Aufzeichnungen begleiten die Bilder der stillen Auftritte aller Fomen und Gestalten, lassen sie persönlich werden. Die Werke des Naturgestalters entstehen nicht im Vorbeigehen. Es sind offensichtlich Ergebnisse längerer Besuche, Wahrnehmungen und Auseinandersetzungen mit den Gegebenheiten in unberührter Landschaft. Licht, Raum, Ort, Zeit, Witterung, Jahreszeit – all das sind mit gestaltende Momente, vom Künstler genutzt und ineinander verwoben. Es sind irgendwie mystische, geheimnisvolle, geradezu Heilige Objekte, wenngleich sie keinen tieferen religiösen Anspruch erfüllen. Und doch leiten sie die Betrachtenden in Gedankensphären, die unvergesslich spirituell wirken. Das ist Kunst. Uli Geißler |